Mittwoch, 28. Oktober 2009

Livemusic and Groundblizzards


Mein "Ich lebe noch!" ist dieses Mal gar nicht so selbstverständlich, wie sich das vielleicht anhört. Aber der Reihe nach. Montag Spanisch-Examen, Dienstag Marketing... da kam mir gerade recht, dass ich seit zwei Monaten eine Karte für Rob Thomas Live in Denver hatte. Sozusagen als Geburtstagsgeschenk von mir an mich und als Belohnung nach den Klausuren hier. Also das Marketing-Examen in 25 Minuten abgerissen und danach mal gleich zu Enterprise Car Rental. Dann Sachen ins Auto schmeißen und schön gemütlich mit lauter Musik und guter Laune (wie ich mein eigenes Auto vermisse – man könnte sagen, mir fehlen diese meditativen Momente bei voll aufgerissener Anlage) Richtung Denver.

Auf dem Weg einen kurzen Stopp in Loveland eingelegt. Das Nest direkt hinter Fort Collins hat zwar nicht viel, aber immerhin ein Factory-Outlet. Details über das Volumen und den Preis von Hilfiger-, Levi's- und Nike-Zeugs, das ich dort erstanden habe, möchte ich hier nicht verraten (wer's wissen will, soll mich verdammt nochmal anrufen... mich ruft ja hier nie jemand an! Außer Mama hin und wieder... Da kann ich anscheinend auch gleich hier bleiben!). Nur zwei Dinge: Erstens, klamottentechnisch bin ich jetzt versorgt. Und zweitens, habt ihr schonmal 'ne Levi's für 19$ und 'n Hilfiger Poloshirt für 25$ gekauft (es wird regelrecht peinlich und klingt nach Takko, wenn man das in Euro umrechnet!).

In Denver an der University, die praktischerweise gleich am Interstate-25 liegt, ab und in die Magness-Arena. Meine Kamera durfte ich natürlich nicht mit reinnehmen (keine Spiegelreflex...), deshalb gibt's auch keine Bilder. Das da oben ist von der Homepage. Egal, es fing an mit Carolina Liar, einer mir völlig unbekannten Pop-Rock-Band, die aber nicht schlecht war. Da ich mal überhaupt gar nicht wusste, dass 'ne Vorband auf dem Programm stand, staunte ich auch nicht schlecht, als ich in der Pause von der Toilette wieder in die Halle kam und da ein Banner mit dem Bandnamen OneRepublic hing. Man könnte sagen, ich war positiv überrascht :)

Rob Thomas hat gute zwei Stunden hingelegt und seine zwei Soloalben fast ganz durchgespielt. Von Matchbox Twenty gab's nur Bent als Zugabe. Dennoch, absolut gut. Ob Ever the same als Balladenversion oder das Grammy-preisgekrönte Smooth – ohne Santana, dafür mit viel Gefühl. Als Hommage an Bruce Springsteen legte Thomas noch Dancing in the dark drauf. Respekt... Grandioses Konzert.

Da hörte der Spaß aber auch schlagartig auf! In Denver hat es zu der Zeit (so etwa 23:30) schon heftig geschneit. Da ist zwar nichts liegengeblieben, aber gegen den Schnee sieht man ja schonmal nicht so viel. Mehr als 50 Meilen/Stunde war die meiste Zeit bis Fort Collins nicht drin. Mit dem kleinen zusätzlichen Problem, dass ich irgendwann die Höhenlagen erreicht hatte, in denen es bei knackigen Minusgraden nicht mehr gleich wegtaut. In etwa auf Höhe Fort Collins konnte man die Abdrücke meiner Fingernägel schon im Lenkradplastik sehen. Da hatte ich aber noch gute 100 Kilometer vor mir.

Die Bedingungen wurden schlechter und anstatt mir in Fort Collins ein Quartier zu suchen, hab' ich's durchgezogen (in dem Wissen "ich muss morgen die Karre wieder abgeben (wenn sie dann noch heil' ist)" – denn wäre ich in Fort Collins geblieben, hätte ich auch heute Morgen wegen geschlossener Straßen keine Chance gehabt, nach Laramie zu kommen). Ich war auch so ziemlich der einzige PKW auf der Straße... mit ca. 30 Meilen alle drei Spuren benutzend. In Cheyenne musste ich für die letzten 40 Meilen auf den I-80 Richtung Westen. Die Straße wird gern mal gesperrt. Haben die wohl auch in dieser Nacht gemacht – unmittelbar nachdem ich draufgefahren bin. Da ich mich so am Lenkrad festgekrallt habe, um nicht von der Straße zu rutschen und die 10 Meter Sichtweite im Auge zu behalten, habe ich leider keine Fotos. Nur soviel: Ich denke, ich bin der erste, der in einem sommerbereiften KIA Rio solche Bedingungen überlebt hat. Orientierung nur an den reflektierenden Seitenpfosten (jetzt weiß ich endlich, wofür die da sind) auf der einen und der Schneekante auf der anderen Straßenseite. Immer versuchend, in etwa die Mitte des dreispurigen Highways zu treffen.

Dort, wo der Wind den Schnee nicht in Massen über die Straße gepeitscht hat, lag er auf der Straße. Zweimal wäre ich fast steckengeblieben. Und das ist dann nicht wie in Europa! Da ist 40 Meilen NICHTS! Außer Schneetreiben. Und bei der Sichtweite mitten auf dem Highway stehenbleiben ist keine gute Idee. Ich wäre auf dem Kühlergrill des nächsten Trucks verendet. Und mit Warndreieck an die Seite stellen? Naja, wer auf Erfrieren steht... Da kommt nicht der ADAC mal eben so vorbei. Kurzum, steckenbleiben war keine Option!

Nach fast fünf (5!!!) Stunden Fahrt war ich schließlich um kurz vor 5 morgens in Laramie. Nervlich völlig am Ende und den Tränen nah (einfach nur wegen der Erleichterung). Mein Spanischprofessor, der eigentlich jeden Tag von Fort Collins nach Laramie pendelt, hatte die Nacht extra schon in Laramie verbracht und hatte heute nur einen Kommentar übrig: "Wie, Sie sind HEUTE Nacht die Strecke gefahren, mit 'nem Kleinwagen...? ...alleine? Tapfer, verdammt tapfer!" Hey, glauben Sie mir, mach' ich auch bestimmt nicht freiwillig nochmal...

Darauf, dass ich das schadlos überstanden habe, gehe ich jetzt erstmal ein Bier trinken!