Donnerstag, 5. November 2009

"It's like brain masturbation", sagte der Franzose in Fort Collins nach dem zweiten Margarita. Und es ist wirklich so. Das Nachdenken und Philosophieren, auch mit Freunden, ist im Endeffekt genau das. Ein Hochgefühl, nur um danach die Leere des echten Lebens mit der Unwirklichkeit der fünf Minuten zu vergleichen. Dabei kann man nur verlieren. Was bleibt ist der Neid. Neid auf Leute, die einfach über vieles nicht nachdenken, weil sie dazu nicht fähig sind. Und deshalb sind sie glücklicher. Alles 500 Mal drehen und wenden stellt sicher, dass man jeden Aspekt bedacht hat, man andere Meinungen akzeptiert und sogar zulässt, dass sie das eigene Weltbild aus den Angeln heben. Aber was hat man davon? Gar nichts! Denn wer stuhr oder zumindest von sich selbst überzeugt und eingenommen ist, der hat gewonnen auf dieser Welt. Profunde Analysen werden geschätzt, im Endeffekt aber immer verworfen. Weil das Einfache einfach so viel einfacher ist.

"Das, was du sagst, klingt nach bitter erarbeiteter Lebenserfahrung", sagt genau der, von dem man am wenigsten ein schlagkräftiges Urteil erwartet, aber es dafür am meisten schätzt. Und nicht nur, weil es auf eine schmerzhafte Art schmeichelt, das zu hören, ist man geneigt, es zu akzeptieren. Hey, ich bin gerade 25 geworden. Man fühlt sich durchaus manchmal älter. Zu alt. Da trifft es, wenn einem das Gegenüber in der Bar ungeschönt an den Kopf schmeißt, dass man heute fünf Jahre älter aussieht als noch gestern. Danke, Gefühl getroffen.

Was bleibt von all dem? Gute Frage. Eine Antwort darauf kann einem kaum einer geben. "Nicht viel", bin ich geneigt zu sagen. "And the soul underneath, is it all that remains?" fragt da der Schmuse-Pop-Sänger. Aber er hat wohl Recht. Viel mehr bleibt nicht. Und eigentlich will man doch nicht mal das sehen. Denn eventuell ist es unangenehm. Und wer will sich schon damit belasten. Verständlich. Pro und Kontra von Reflektion. "Auch wenn ich nicht immer glücklich bin, kann ich wenigstens sagen, ich habe gelebt" gibt der schwarze Zyniker zu verlauten, wenn er über die Einbahngedanken der "mit-sich-zufriedenen" resümiert. Bewundernswerte Einstellung, setzt aber voraus, dass man sich selbst zumindest so sehr schätzt, um auf diesem Ross zu sitzen.

Zweifel sind der Feind eines jeden Egos. Natürlich. Aber ist ein Ego eine so erstrebenswerte Sache? Um des eigenen Glückes willen; ja! Man kann nie alle Probleme lösen, an dem Versuch, die Welt zu retten, sind schon ganz andere gescheitert. Aber wenn es nur wenigstens die eigene kleine Welt wäre... ohne die kann schließlich keiner existieren. Doch was, wenn diese Welt aus den Fugen gerät? Tja, offenes Ende, "to be continued" oder was-weiß-ich-denn-hör-mir-doch-auf-mit-dem-Scheißdreck... So ist es dann wohl. "Der Mensch ist des Menschen Wolf", wusste schon Adam Smith, aber lang' nicht nur im Großen, sondern viel schlimmer auch im Kleinen. Darauf war es nicht bezogen, aber es passt. "And when the hour is upon us" geht das Lied weiter... ja... was dann "no you will not be forgotten and you will not be alone"... Sicher?