Freitag, 4. September 2009

Die ersten beiden Wochen...


Wir sind hier der mitteleuropäischen Zeit anscheinend nicht nur acht Stunden hinterher – tatsächlich scheinen hier auch die Tage um gefühlte acht Stunden kürzer zu sein. Nicht anders ist es zu erklären, dass ich den ganzen Tag etwas zu tun habe und scheinbar trotzdem nicht genug geschafft kriege. Doch nun ist es Freitag Abend, und bevor es gleich wieder in die Bar nebenan geht (ja, dafür ist abends manchmal doch noch ein winziges bisschen Zeit), wollte ich die seltene Gelegenheit nutzen, mal wieder was von mir hören zu lassen, und über die vergangenen zwei Wochen schriftlich zu resümieren.

Letzte Woche war nach dem Fishing-Ausflug die Freizeit erstmal vorbei, schließlich war Montag der Beginn der Classes. Der Ernst des Lebens startete für mich mit einem Kurs in Computer Networking (der Prof, der in Oldenburg Rechnernetze hält, sollte sich vom Entertainment-Talent von Prof. Kim Buckner mal gehörig was abschneiden!!!), gefolgt von meiner ersten Stunde Spanish, zu der ich zu dem Zeitpunkt allerdings noch gar nicht angemeldet war. Aber nachdem ich es in Oldenburg nie gebacken bekommen hatte, irgendwann einmal einen Spanischkurs zu machen, musste es hier (trotz vollen Kurses) irgendwie klappen. Schon die erste Stunde bei unserem sympathischen Spanischlehrer aus der Dominikanischen Republik, der tatsächlich von Anfang an im Kurs nur Spanisch sprach, hatte scheinbar einen eingetragenen Studenten abgeschreckt, sodass ich jetzt auch offiziell den Kurs belegen kann.

Mein Plan-B-Stundenplan war bis dahin erstmal gefüllt mit BWL-Kursen, um im Notfall genügend Credit Hours zusammenzukriegen, um hier das mindestmaß zu erfüllen. Von den Verlegenheitswahlen ist nur noch eine sehr coole Introduction to Marketing übriggeblieben. Andere Lückenfüller fielen raus, einerseits durch den doch noch ergatterten Platz im Spanischkurs, andererseits durch eine witzige "Schicksalsfügung", möchte ich es fast nennen. Da ich mich ja irgendwie in diesem halben Jahr nach einem Diplomarbeitsthema umsehen wollte, hatte ich erst einmal eine E-Mail an die Informatik-Fakultät geschrieben, in der Hoffnung, mich bei einem interessanten Forschungsprojekt einbringen zu können.

Eine Antwort darauf bekam ich nicht von einem Informatiker, sondern von einem Geographie-Professor, der da ein interessantes Projekt hätte, dass starke Nähe zur Informatik aufweise und an dem sich auch schon ein anderer Deutscher beteilige. Das Projekt hat grobgesagt etwas mit Geo-Informationssystemen zu tun und ist eine Auftragsarbeit für das amerikanische Verteidigungsministerium und den Geheimdienst. Der andere Deutsche war dann zufälligerweise Patrick...! Der O-Ton des Profs war dann in etwa "ich weiß ja noch nicht, wie das mit dem Budget aussieht, ob ich für dich hier noch eine Stelle finanzieren kann, aber das kriegen wir schon hin." Ich habe ihm dann etwas überrascht klargemacht, dass ich gar nicht bezahlt werden möchte, sondern eigentlich nur Credit Hours bräuchte, um mein Pensum vollzukriegen. Ich habe jetzt also statt langweiliger BWL-Scheiße ein Forschungsprojekt für den Geheimdienst und Patrick als Arbeitskollegen; und ganz nebenbei noch die Aussicht auf ein Diplomarbeitsthema... Läuft!!!

Was gibt es sonst noch... letztes Wochenende war ich in Cheyenne (der nächsten "größeren" Stadt) bummeln (siehe Fotos). Darüber hinaus habe mir hier für 20$ ein Fahrrad für ein Semester geliehen, es ist knallgelb (wie alle Uni-Leihräder) und hört auf den Namen Zack. Bei dem riesen-Campus hier ist er mir schon richtig ans Herz gewachsen. Nebenbei fange ich hier noch wieder an, Soccer zu spielen (so mit 3-4 mal die Woche Training) und kenne auch schon einige Bars... Neben dem Buckhorn ist uns mittlerweile die Library sehr ans Herz gewachsen (mit dem umwerfenden T-Shirt-Spruch "Don't lie to your mom. Tell her you're at the Library!"). Aus dem ganz einfachen Grund: Die Bar ist auf der anderen Straßenseite meines Wohnheims... also irgendwie für alle hier nicht weit. Da gehe ich auch gleich noch ein Bierchen trinken. Schließlich habe ich heute schwer geschuftet: Neben meinen Studienpflichten habe ich Wäsche gewaschen, mein Bett neu bezogen, das Zimmer gesaugt und aufgeräumt, abgewaschen und und und... Und das alles nur, damit ich mal ein paar Fotos von meinem Zimmer hier reinstellen kann, damit ihr mal seht, wie ich hier lebe.

Am Wochenende wartet das nächste Naturerlebnis auf uns. Ein vom Outdoor-Office organisierter Kanutrip zum North Platte River. Morgen früh um 9 a.m. geht's los. Von den zehn Teilnehmern sind bis auf zwei auch lustigerweise alle Internationals. Patrick ist über's Wochenende nach Missouri, deshalb habe ich mir mal flugs seine Angel ausgeliehen, eine Angellizenz für Sonntag, ein Taschenmesser und noch zwei Dosen Würmer gekauft (die jetzt in meinem Kühlschrank gleich neben Schinken und Käse stehen). Mal schauen, ob wir Sonntag beim Campen das Essen also wieder selbst besorgen ;-)

Bis dahin... Erlebnisbericht vom Wochenende folgt...!